Ort: Jena
Zeitraum: 03.11. bis 04.11.2017
Die Interdependenz von Wissen und Macht ist nicht erst durch das bekannte Credo Francis Bacons, aber doch seitdem mit geschärftem Bewusstsein wahrgenommen und zunehmend als komplexes Problem erkannt worden; sie hat sich als konkretes Erfahrungsmoment innerhalb der wissenschaftlichen Praktiken erwiesen, deren Bedingungen und Möglichkeiten von inneren (epistemischen, methodologischen, kanonischen) wie äußeren (institutionellen, politischen, ökonomischen) Machtstrukturen bestimmt werden. Konnte die Option auf eine innige Beziehung von Herrschaft und Wissen zunächst noch im Sinne einer wissenschaftlich emanzipatorischen Aufklärung verstanden werden, so erschien sie im weiteren geschichtlichen Verlauf zusehends als unheilvolles Exempel für deren Dialektik. Angesichts einer heutigen „Wissensgesellschaft“, in der Wissen primär als ökonomische Mehrwertquelle fungiert und wissenschaftliche Expertise vermehrt zur autoritativen Konstitution von lebensweltlichen Tatsachen und politischen Entscheidungszwängen dient, stellt sich dringender denn je die Frage nach der Legitimation von Wissen und Wissenschaft. Die diesjährige Konferenz des InterDisziplinären Kolloquiums zielt darauf ab, die inneren und äußeren Dispositionen, die Wissen und Wissenschaft legitimieren, anhand konkreter Fallbeispiele in syn- wie diachroner Perspektive zu diskutieren. Aus Sicht der beteiligten Disziplinen wird einerseits nach den externen und internen Dynamiken, Interessen, Akteuren, Faktoren gefragt, die wissenschaftliche Erkenntnis resp. deren Einbindung in oder ihre Ausschließung vom kanonisch geltenden Wissen behindern, fördern, durchsetzen oder unterbinden, und andererseits nach den Schnittstellen und den Modalitäten des Zusammenwirkens von externen und internen Machtstrukturen.