Ökonomien in Forschung und Lehre
Ort: Münster
Zeitraum: 08.11. bis 09.11.2024
In der wissenschaftlichen Forschung wie in der akademischen Lehre haben ökonomische Ressourcen seit jeher eine signifikante Rolle gespielt, sowohl in materialer Hinsicht (Rohstoffe, Gerätschaften, Lokalitäten) als auch mit Blick auf personale, soziale und mentale Konditionen (Herkunft, Ausbildung, sozialer Status). Gleichwohl kennt die Wissenschaftsgeschichte zahlreiche Beispiele von Forschenden, die ungeachtet ihrer Marginalisierung und trotz finanziell eingeschränkter Lebensweise zu bedeutenden Entdeckungen gelangt sind, und es hat im 19. Jahrhundert nicht an Versuchen gefehlt, daraus einen der Kunstmythologie analogen heroischen Idealtypus zu konzipieren, der in seinem Erkenntnisdrang die eigenen Existenzbedingungen selbstlos und aufopferungsvoll hintanstellt.
Ethiken des Forschens und Lehrens
Ort: Potsdam
Zeitraum: 03.11. bis 04.11.2023
Seit der Antike hat es nicht an Versuchen gefehlt, den Modalitäten von Wissen und Wissensvermittlung ethische Konzepte zu unterlegen, die sich mit unterschiedlicher Gewichtung auf philosophische, theologische und damit zugleich politisch-ideologische Grundlagen stützen. Auch daher ist die Geschichte des europäischen Denkens seit der Aufklärung immer wieder als eine der Befreiung von externen Beschränkungen erzählt worden, die, so die utopische Vorstellung Kants und der nachfolgenden Kunstperiode, über eine vernunftgesteuerte Selbstentfaltung des Individuums zur Verwirklichung einer egalitären Weltgemeinschaft führen sollte.
Neuanfänge in Forschung und Lehre
Ort: Koblenz
Zeitraum: 04.11. bis 05.11.2016
Seit der frühen Neuzeit hat sich ein wissenschaftliches Selbstverständnis formiert, das von einer grundsätzlichen Veränderbarkeit kanonisierter Wissensbestände ausgeht. In dieser Perspektive entwickeln sich verschiedenste Prozesse theoretischer Neugierde: von der experimentellen Überprüfung aristotelischer Lehrsätze oder den tele- und mikroskopischen Beobachtungen, die das Verständnis natürlicher Vorgänge vertieft und erweitert und zugleich das methodologische Selbstverständnis wissenschaftlichen Arbeitens radikal verändert haben, bis zu den explizit vorläufigen enzyklopädischen Unternehmungen, die, wie Diderot einmal konstatierte, ihren Zweck gerade dann erfüllen würden, wenn sie eine Generation später wissenschaftlich überholt wären.
Kanonisierung und Institutionalisierung von Wissen
Ort: Marburg
Zeitraum: 05.11. bis 06.11.2021
Verbindliche Festschreibungen von Wissensbeständen und -gebieten und damit einhergehend verbindliche Definitionen von Grundlagen, Zielrichtungen und Methoden gehören seit der Frühen Neuzeit zu den unverzichtbaren Voraussetzungen von Forschung und Lehre. Sie bestimmen damit zugleich wissenschaftliches Selbstverständnis in Anlehnung und Abgrenzung zu benachbarten sozialen Räumen und diskursiven Praktiken, die über eine Akkumulierung von symbolischem Kapital nicht selten auch den Zufluss realer Finanzströme beeinflussen. Institutionalisierung von Wissen erscheint somit als Ensemble komplexer und durchweg dynamischer Prozesse, die nicht allein von konservativen Kräften geprägt sind, sondern sich in permanenter Auseinandersetzung sowohl mit fachinternen Dissensen wie auch mit konkurrierenden religiösen oder politischen Kompetenzansprüchen legitimieren müssen.
Dissens und Widerstand. Abweichendes Denken in den Wissenschaften
Ort: Lübeck
Zeitraum: 01.11. bis 02.11.2019
Kontroversen gehören seit jeher zur Dynamik des Denkens und Forschens; spätestens seit Beginn der Neuzeit wird der Austausch divergierender Meinungen als unverzichtbares Moment einer fortschrittsorientierten Gelehrtenrepublik verstanden, die sich einer von politischen und religiösen Autoritäten unabhängigen Wissensproduktion verschrieben hat. Indessen beruht die wissenschaftliche Diskursivität stets auf einem implizit vorausgesetzten Gemeinsinn, der eine ganze Reihe von Regularien umfasst; dazu gehören neben a priori gültigen Dispositiven oder Paradigmen auch grundsätzliche Fragen der Methodik und Terminologie, des Sprachgebrauchs und der Kommunikation, der Legitimität und Deutungshoheit, die, mehr oder minder explizit formuliert und formalisiert, die wissenschaftlichen Praktiken weitgehend bestimmen.
Komplexität und Reduktion. Akademische Forschung zwischen Wissenschaft und public science
Ort: Innsbruck
Zeitraum: 02.11. bis 03.11.2018
In unterschiedlichen epistemologischen Zusammenhängen ist über die Reduktion komplexer Wissensstrukturen gestritten worden, und zwar sowohl im Hinblick auf eine praktische Anwendung und ökonomische Nutzung als auch auf eine allgemeine Vermittlung und Popularisierung von wissenschaftlichen Erkenntnissen. Vereinfachung in der Darstellung von Forschungsaufgaben und Zielen, Transparenz von Methoden und Abläufen, allgemein verständliche Darlegung von Ergebnissen gehören zu den immer wieder kritisch aufgestellten Forderungen gegenüber sozial abgehobenen und arbeitsteilig spezialisierten Forschungsgemeinschaften und sind auch innerhalb der Gelehrtenrepubliken selbst, in der wissenschaftliches Denken seit der Aufklärung sich zunehmend differenziert und disziplinär immer weiter aufgefächert hat, als conditio sine qua non wechselseitiger Kommunikation verstanden worden.
Legitimation von Wissen
Ort: Jena
Zeitraum: 03.11. bis 04.11.2017
Die Interdependenz von Wissen und Macht ist nicht erst durch das bekannte Credo Francis Bacons, aber doch seitdem mit geschärftem Bewusstsein wahrgenommen und zunehmend als komplexes Problem erkannt worden; sie hat sich als konkretes Erfahrungsmoment innerhalb der wissenschaftlichen Praktiken erwiesen, deren Bedingungen und Möglichkeiten von inneren (epistemischen, methodologischen, kanonischen) wie äußeren (institutionellen, politischen, ökonomischen) Machtstrukturen bestimmt werden. Konnte die Option auf eine innige Beziehung von Herrschaft und Wissen zunächst noch im Sinne einer wissenschaftlich emanzipatorischen Aufklärung verstanden werden, so erschien sie im weiteren geschichtlichen Verlauf zusehends als unheilvolles Exempel für deren Dialektik.
Wissenstransfer zwischen akademischer Forschung und öffentlichem Raum
Ort: Koblenz
Zeitraum: 04.11. bis 05.11.2016
Mit bemerkenswerter Selbstverständlichkeit haben sich während der letzten beiden Jahrzehnte an den Universitäten neuartige fach- und institutionsübergreifende Kommunikationsformen etabliert, die Forschungsergebnisse einer breiten Öffentlichkeit und insbesondere den politischen Entscheidungsträgern nahebringen sollen. Zur Realisierung umfangreicher Wissenschaftsprojekte und teilweise sogar zur Rechtfertigung von Forschungseinrichtungen oder Ausbildungsgängen sind, häufig mehr nolens als volens, spezifische Überzeugungsstrategien entwickelt worden, die teils gängigen PR-Maßnahmen abgeschaut sind, teils auch eigene kommunikationsästhetische Formen ausgebildet haben. In den bekannten Kontroversen um die damit verbundene Reduktion komplexer Sachverhalte wird nicht selten übersehen, dass popularisierende Vermittlung von Wissenschaft seit jeher die europäische Epistemologie begleitet und mitbestimmt hat.
Wissenschaftsästhetik. Erkenntnisprozesse zwischen Sinnlichkeit und Abstraktion
Ort: Delft
Zeitraum: 06.11. bis 07.11.2015
Mit vergleichendem Blick auf die unterschiedlich operierenden Natur-, Lebens-, Sozial- und Geisteswissenschaften werden zwei komplementäre Aspekte untersucht: einerseits die Bedingungen der für die Forschung relevanten Wahrnehmungs- und Erkenntnisvorgänge, andererseits deren anschauliche und überzeugende Wiedergabe sowie die ordnende Gestaltung des dadurch konstituierten Wissens. In den Naturwissenschaften lassen sich durch eigens entwickelte Notations- und Repräsentationstechniken Bewegungen oder Impulse zur Anschauung bringen, die, da sie dem unmittelbaren Wahrnehmungsbereich des Menschen unzugänglich sind, nur dank komplizierter Apparaturen zu messbaren Phänomenen werden; in vielen Disziplinen werden hochgradig abstrakte Zusammenhänge allein durch kunstvoll gestaltete Graphiken anschaulich und somit forschungsrelevant.
Didaktik zwischen Lehre und Forschung
Ort: Paris
Zeitraum: 31.10. bis 01.11.2014
Gibt es in den gegenwärtigen Wissenschaftskulturen auch eine wissenschaftlich reflektierte Didaktik? Welchen Stellenwert hat die Anleitung zur wissenschaftlichen Forschung innerhalb der Wissenschaften selbst? Im Rahmen der Jahrestagung 2014 stehen unterschiedliche Formen und Perspektiven der Wissenschaftsdidaktik zur Diskussion. Angesprochen ist damit zugleich das Verhältnis von Forschung und Lehre und folglich auch ein offenbar fragwürdig gewordenes akademisches Modell, das auf einer komplementären Wechselbeziehung von Forschung und Lehre beruht und das im Zuge heutiger Reformversuche mit auffällig heftiger Polemik bedacht wird.
Darstellungs- und Vermittlungsformen
Ort: Saarbrücken
Zeitraum: 31.10. bis 01.11.2013
Fragen nach der Darstellung von Forschung und Forschungsresultaten stehen heute im wissenschaftlichen Diskurs an prominenter Position. Im Wettbewerb um reale Ressourcen und symbolische Kapitalien scheinen bisweilen Werbestrategien über Forschungsinteressen zu dominieren, und in der akademischen Ausbildung sind sogenannte “Schlüsselkompetenzen” zunehmend an die Stelle methodologischer (Selbst-)Reflexion getreten. Befürworter dieser Tendenzen verweisen auf die gesellschaftliche Notwendigkeit einer anschaulichen Reduktion komplexer Sachverhalte, um wissenschaftliche Arbeit einer größeren Öffentlichkeit zu vermitteln. Kritiker befürchten eine Infizierung wissenschaftlicher Arbeit und mittelfristig deren zunehmende Abhängigkeit durch versimpelnde PR-Rhetorik und intellektuelle Warenästhetik und betonen den Vorrang von wissenschaftlichen Inhalten.