IDK-Chronik

Im November 2002 wurde an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg auf Initiative der Prorektorin für Forschung und Lehre, Prof. Dr. Leopold, und des Prorektors für Internationale Angelegenheiten, Prof. Dr. Chaniotis, das Interdisziplinäre Doktorandenkolleg (IDK) ins Leben gerufen, um die Zusammenarbeit zwischen den Geistes-, Sozial-, Natur- und Lebenswissenschaften auf Doktorandenebene zu intensivieren. Mit der inhaltlichen Konzeption und der wissenschaftlichen Koordination diesen neuen Forums wurde Dr. Marion Steinicke betraut. In den nachfolgenden drei Jahren konnten von den Förderern der Universität Heidelberg, vom Deutschen Akademischen Austauschdienst sowie vom Stifterverband der deutschen Wissenschaft Drittmittel eingeworben werden, mit deren Hilfe die Aktivitäten des IDK intensiviert und ausgebaut wurden; zudem konnte der Kulturwissenschaftler Prof. Dr. Heinz Georg Held von der traditionsreichen Università degli Studi di Pavia für eine dauerhafte Zusammenarbeit gewonnen werden. Das Interdisziplinäre Doktorandenkolleg erweiterte zunächst das Ausbildungsangebot insbesondere für Promovierende, die sich auf eine Karriere in Wissenschaft und Forschung vorbereiteten und an einem konsequenten Ausbau wissenschaftskommunikativer Fähigkeiten in den gemeinsamen Interessensphären von Kultur- und Naturwissenschaften interessiert waren. In den Kolloquien wurden einzelne Forschungsvorhaben, zumeist Dissertationsprojekte, vorgestellt oder themenorientierte Gruppenreferate gehalten. Im Unterschied zu den fachinternen Doktorandenkolloquien ging es im IDK vor allem um die Erweiterung interdisziplinärer Diskussionskompetenz. Die Auseinandersetzung mit fachexternen Perspektiven sollte einerseits zur Präzisierung der eigenen Argumentation und zur methodologischen Selbstreflexion motivieren, andererseits das Augenmerk auf Anschlussmöglichkeiten an Forschungsthemen anderer Disziplinen sowie auf gemeinsame gesellschaftspolitische und wissenschaftsethische Problemstellungen richten.

Als Studium generale für Graduierte behandelten die Seminare „Wissenschaftsgeschichte und –methodik“ und „Kulturtheorien“ fächerübergreifend wissenschaftshistorische Themen sowie Grundsatzfragen der Wissenschaftstheorie und des wissenschaftlichen Selbstverständnisses. In- und ausländische Promovende sollten mit der Geschichte der universitären Einrichtungen und Disziplinen und den akademischen Traditionen in Deutschland vertraut gemacht werden. Schwerpunkte der Seminare, die in Zusammenarbeit mit Hochschullehrerinnen und Hochschullehrern der Universität Heidelberg, der Universität Kampen und der Università di Pavia durchgeführt wurden, waren neben Fragen interdisziplinärer Hermeneutik und vergleichender Wissenschaftsmethodik fächerübergreifende Aspekte und theoretische Grundsatzfragen der Wissenschaftsgeschichte. Das IDK konzipierte und organisierte zahlreiche Workshops und Tagungen zu komparativen Themen insbesondere im Bereich der Wissenschaftsgeschichte. Im August 2004 beteiligte sich das IDK an dem ersten EuroScience Open Forum (dem europäischen Pendant der American Association for the Advancement of Science) in Stockholm mit einer Vortrags- und Diskussionsveranstaltung zu dem Thema Universal Language or Polyglot Discourse? Perspectives of Scientific Communication. Die Mittel dafür wurden vom Stifterverband der Deutschen Wissenschaft bereitgestellt.

Im Rahmen der vom DAAD finanzierten Betreuungsmaßnahme “Integration ausländischer Promovenden” konnte das IDK zudem ausländischen Doktorandinnen und Doktoranden sprachpraktische und logistische Hilfestellung bei der Ausformulierung von wissenschaftlichen Vorträgen und Stipendienanträgen anbieten. Die Maßnahmen zielten auf eine verstärkte Integration ausländischer Promovenden und flankierten das wissenschaftliche Veranstaltungsangebot des IDK. Die sprachpraktische Betreuung des IDK wurde von ausländischen Doktorandinnen und Doktoranden aller Fachrichtungen in Anspruch genommen.

Auf der Jubiläumsveranstaltung des IDK im Senatssaal der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg 2012 wurde eine Neugründung dieses experimentellen Forums beschlossen; bereits im nachfolgenden Jahr konnte in Saarbrücken die erste Jahreskonferenz des in InterDisziplinäres Kolloquium umbenannten IDK stattfinden. Dem Abstand eines Dezenniums und den damit verbundenen Karrierewegen der Gründungsmitglieder entsprechend haben sich die Akzente der seither unter dem Leitthema Wissenschaftskulturen im Vergleich stattfindenden IDK-Jahreskonferenzen von der Graduiertenbetreuung und -ausbildung auf den interdisziplinären Austausch aktueller Aspekte in Forschung und Lehre verschoben; das ehemalige Pilotprojekt zur Förderung des fächerübergreifenden Diskurses zwischen Geistes-, Sozial-, Lebens- und Naturwissenschaften auf Graduiertenebene hat sich damit zu einem internationalen Diskussionsforum zwischen arrivierten Wissenschaftler*innen entwickelt, wenngleich auch weiterhin Doktoranden*innen und Nachwuchswissenschaftler*innen an den Veranstaltungen des IDK aktiv beteiligt sind. Die Jahreskonferenzen des IDK behandeln fachübergreifende Fragestellungen zur Hochschuldidaktik und zum Wissenstransfer, zur Wissenschaftsgeschichte, zu aktuellen Forschungsstrategien und zur Wissenschaftsethik. Voraussetzung für eine Teilnahme ist ein explizites Interesse an Methoden und Erkenntnissen anderer Disziplinen, das einen reflektierten und selbstkritischen Umgang mit der eigenen Forschungsarbeit und deren politischen und gesellschaftlichen Implikationen einbezieht. Darüber hinaus sind Theorien und Praktiken akademischer Ausbildung fortlaufend Gegenstand der Diskussion. Charakteristisch für die Arbeit des IDK ist eine freundschaftlich-kollegiale Atmosphäre, die es erlaubt, auch innovative, bislang unerprobte oder scheinbar abseitige Forschungsansätze oder Gedankenmodelle experimentell vorzustellen und gemeinsam unter verschiedensten Gesichtspunkten zu diskutieren.