13. IDK-Jahrestagung der Veranstaltungsreihe Wissenschaftskulturen im Vergleich
(Università degli Studi di Pavia, 7.-8. November 2025)
Das Thema der IDK-Jahrestagung 2025 zielt auf die signifikante Bedeutungsverschiebung des “Performanz”-Begriffs, der, ausgehend von der Sphäre der “Schaubühne” und ihrer Generierung fiktiver Wirklichkeiten, das gegenwärtige Verständnis von Warenproduktion und ihrer Vermarktung bestimmt, mithin soziale und politische Räume einbezieht und dabei auch das akademische Selbstverständnis von Forschung und Lehre affiziert hat. Indem wissenschaftliche Arbeit als eine Unternehmung verstanden wird, der eine im heutigen Sinn ökonomische Logik zugrunde liegt, werden mit ihrer “Performanz” – ihrem kompetitiven Auftreten, ihrer überzeugenden Selbstdarstellung, ihrer persuasiven Kompetenz – Konzepte von Leistung und Effizienz verbunden, die traditionellen Vorstellungen von wertfreier und erkenntnisorientierter wissenschaftlicher Arbeit eher fremd sind. Die Folgen sind allenthalben sichtbar: Die vielfältigen multimedialen Maßnahmen zur Eigenwerbung (etwa in Gestalt von Flyern, Videos oder als digitale Werbematerialien auf den Internetseiten der Hochschulen) gehören heute zum wissenschaftlichen Alltag und finden angesichts chronischer Unterfinanzierung der Universitäten nicht nur bei den Universitätsleitungen, sondern teilweise auch bei Forschenden und Lehrenden Zustimmung. Prominente Beispiele geben im übrigen Anlass zu der Vermutung, dass wissenschaftsbezogene Eigenwerbung und Außendarstellung keineswegs neuartige Phänomen sind; vielmehr waren seit der Antike performative Praktiken der Produktion, Archivierung, Verwaltung und Vermittlung von Wissen auf unterschiedliche Weise eingeschrieben. Dabei stellt sich die Frage, ob nicht in einigen Fällen – namentlich seit der Aufklärung – von eigenständigen und häufig fachspezifischen Formen wissenschaftlicher Inszenierungskunst gesprochen werden kann, bei der ästhetische Aspekte – Theatralisierung des Vortrags, diskursive Rollenspiele, anschauliche visuelle Präsentationen und szenische Effekte – im Vordergrund stehen.
Die Diskussionsbeiträge werden sich um drei thematische Schwerpunkte gruppieren. Einerseits geht es um eine kritische Bestandsaufnahme aktueller performativer Erscheinungsformen in den unterschiedlichen Wissenschaftsdisziplinen, andererseits um historisch rückblickende Fragen zur Rolle von Performanz und Inszenierung in den Wissenschaften vergangener Jahrhunderte und schließlich um den übergreifenden epistemologischen Kontext zwischen Forschung und Lehre und den ihnen jeweils assoziierten performativen Praktiken.
Erwartet wird von den Teilnehmer*innen eine aktive Diskussionsbeteiligung, ggf. ein themenrelevanter Vortrag von 30 resp. ein Kurzreferat von 15 Minuten. Bewerbungen mit Kurzvita und einseitigem Vortragsexposé sind erbeten bis zum 2.8.2025 an heinzgeorg.held@unipv.it.